27 Dr.-Ing. Ursula Schließmann, Abteilungsleiterin am Fraunho- fer IGB, stellte dann das Projekt und die als flexible »Multisub- stratanlage« konzipierte Demonstrationsanlage vor. Im Projekt werde aus wässrigen Bioabfällen mit geringem Ligningehalt die maximal mögliche Menge an Biogas erzeugt und anschlie- ßend als Kraftstoff für Fahrzeuge aufbereitet. Mit dem in Stuttgart umgesetzten Konzept wolle das Projektkonsortium alle anfallenden Stoffströme verwerten – vom Biogas über das flüssige Filtrat bis zum nicht weiter vergärbaren Rest – und die Stoffkreisläufe schließen. Die Marktabfälle werden zunächst in einer vom Fraunhofer- Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising zusammen mit dem Unternehmen NETZSCH entwickelten An- lage für die Vergärung zerkleinert. Die Zerkleinerung ist dabei so ausgelegt, dass sie möglichst wenig Energie benötigt. Die zerkleinerten Abfälle lagern in verschiedenen Vorratsbehäl- tern, in denen automatisiert Parameter wie der pH-Wert be- stimmt werden. Anhand dieser Daten errechnet ein Manage- mentsystem, wie viele Liter des Abfalls aus welchen Behältern gemischt und in die Bioreaktoren gegeben werden. Hier bau- en Mikroorganismen bis zu 90 Prozent der Abfälle ab und produzieren in nur wenigen Tagen das gewünschte Biogas. Dieses wird draußen in einem Gasspeicher gesammelt. Mit- tels Membrantechnik wird Kohlenstoffdioxid aus dem Biogas entfernt und die Methankonzentration auf 80–95 Volumen- prozent erhöht. Das aufbereitete Biogas wird unter Hochdruck verdichtet und in einer Gastankstelle gespeichert. Zwei von der Daimler AG bereitgestellte Versuchsfahrzeuge wurden schließlich erfolgreich mit Biogas betankt. Neues Laborgebäude für Projektgruppe BioCat in Straubing Die seit 2009 am Fraunhofer IGB bestehende und mit Mitteln Bayerns finanzierte Projektgruppe BioCat in Straubing entwi- ckelt neue chemo- und biokatalytische Verfahren für die stoff- liche Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Nachdem mit dem Spatenstich am 22. Juli 2010 die Bauphase für ein neues La- borgebäude eingeleitet worden war, feierte die Projektgrup- pe am 11. Oktober 2012 mit 200 geladenen Gästen aus Wirt- schaft, Wissenschaft und Politik die Einweihung ihres neuen Laborgebäudes in der Straubinger Schulgasse 11a – in unmit- telbarer Nachbarschaft zum Wissenschaftszentrum Straubing, das der Projektgruppe zwei Jahre lang Labore und Büroräume für ihre Forschungsarbeit zur Verfügung stellte. Der Neubau bietet Platz für die derzeit 15 Mitarbeiter. Die nächste Generation von Katalysatoren und Verfahren müsse jetzt entwickelt werden, damit Biomasse und Kohlen- stoffdioxid als Rohstoffquellen für Chemikalien und Energie- träger an Stelle fossilen Erdöls verwendet werden könnten, sagte Professor Volker Sieber, der Leiter der Projektgruppe, bei der Einweihung. Der Oberbürgermeister der Stadt Straubing Markus Pannermayr freute sich in seinem Grußwort, dass die Einweihung des Gebäudes passend zum 225. Geburtstag des in Straubing geborenen Joseph von Fraunhofer erfolge. Mi- nisterialrat Dr. Georg Ried überbrachte die Glückwünsche des erkrankten bayerischen Wirtschaftsministers Martin Zeil. Auch Dr. Alexander Kurz, Vorstand Recht und Personal der Fraunho- fer-Gesellschaft, sagte ein Grußwort. Nach den Ansprachen übergab Hans-Peter Gartner vom Ar- chitekturbüro Gartner die Schlüssel an den neuen Hausherrn Professor Sieber und Pfarrerin Erna Meiser und Pfarrer Franz Alzinger segneten das neue Laborgebäude. Zahlreiche Gäste nutzten im Anschluss die Gelegenheit für eine Besichtigung. Erst kürzlich erhielt die Gruppe eine Zusage für weitere Mit- tel vom Land Bayern für das Thema »Chemische Energiespei- cher«. 5 5