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Fraunhofer IGB Jahresbericht 2012|13

112 Kläranlagen als Stromverbraucher Die Kläranlagen gehören mit durchschnittlich 20 % Anteil am Stromverbrauch der Kommunen in der Regel zu den größten Stromverbrauchern [1]. Deshalb suchte im Sommer 2008 der Zweckverband Bad Dürrenberg zusammen mit dem Ingenieur- büro Stockleben nach Möglichkeiten, den Energieverbrauch auf der Abwasserbehandlungsanlage (ABA) Bad Dürrenberg (Belastung etwa 26 000 Einwohnerwerte) zu verringern. Man entschloss sich, die simultane aerobe Schlammstabilisierung, mit hohem Energieverbrauch für die Belüftung, auf eine anae- robe Schlammstabilisierung umzurüsten, die Energie in Form von Faulgas erzeugt. Umstellung der Kläranlage von aerober auf anaerobe Schlammstabilisierung Nun wurde eine effiziente Technologie benötigt, welche diesen Umstellungsschritt möglichst kostengünstig realisie- ren kann und das Fraunhofer IGB mit seiner Technologie der Hochlastfaulung beauftragt. In den Jahren 2010 und 2011 wurden Voruntersuchungen zur Vergärbarkeit des Rohschlam- mes aus Bad Dürrenberg durchgeführt, gemeinsam die Pla- nungsunterlagen erstellt und bei den Behörden eingereicht sowie die Ausschreibungsunterlagen erstellt. Eisenmann An- lagenbau konnte die öffentliche Ausschreibung gewinnen. In intensiver Zusammenarbeit und Abstimmung zwischen den Partnern wurde die herkömmliche Hochlastfaulung durch ei- nen anderen Reaktortyp weiterentwickelt und erstmals in Bad Dürrenberg realisiert. Im März 2012 begann der Aufbau, nachdem zuvor die notwendigen Vorarbeiten an den Rohrlei- tungen und Fundamenten geleistet sowie die ABA um eine Vorklärung erweitert wurde. Am 14. Juni 2012 wurde die Hochlastfaulung feierlich eingeweiht. Weiterentwicklung der Hochlastfaulung Während herkömmliche Schlammfaulungen auf kommunalen Kläranlagen gemäß dem Merkblatt ATV-DVWK M 368 im me- sophilen Betriebsbereich (etwa 37 °C) üblicherweise mit einer hydraulischen Verweilzeit von mindestens 18 Tagen ausgelegt werden, unterscheidet sich die Hochlastfaulung dadurch, dass sie unter wesentlich höheren organischen Raumbelastungen betrieben wird und dabei die hydraulische Verweilzeit nur etwa 7 Tage beträgt. Die Hochlastfaulung geht ursprünglich auf das zweistufige Schwarting-Uhde-Verfahren zurück, das 1979 von der damaligen Firma Schwarting und dem Fraunho- fer IGB entwickelt und patentiert wurde. Die erste Hochlast- faulung für kommunale Klärschlämme wurde bereits 1994 auf der Kläranlage Mittleres Glemstal (Leonberg) in Betrieb genommen. Es folgten weitere Anlagen in Eching, Heidelberg, Tauberbischofsheim, Wutöschingen, Ilsfeld und nun in Bad Dürrenberg. Die ursprüngliche Hochlastfaulung zeichnet sich bei der Durchmischung durch ein sogenanntes Phasenmischsystem aus, bei dem mithilfe einer starken Impulspumpe und in den Reaktor integrierte Lochböden mehrmals pro Stunde eine lo- kale Durchmischung erfolgt. Das funktioniert zwar gut und mit relativ niedrigem Energieeintrag, hat aber den Nachteil, dass der apparative Aufwand recht hoch ist und dass sich im Lauf der Jahre zwischen den Lochböden Ablagerungen bilden können, wie sich bei der Revision nach etwa 10 Betriebsjahren gezeigt hat. Eine ähnlich effiziente und ebenfalls energiearme Durchmischung könnte auch durch einen Gaslift-Schlaufenre- aktor erreicht werden [2]. Allerdings lagen hierfür kaum Erfah- rungen im notwendigen Maßstab von etwa 360 m3 Reaktor- volumen vor. WEITERENTWICKELTE HOCHLASTFAULUNG IN BAD DÜRRENBERG SPART KOSTEN Dr.-Ing. Werner Sternad ENERGIE 1 2 3

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